Problemverhalten - Lösungswege finden

Problemverhalten kann sich bei Hunden durch verschiedenste Ursachen entwickeln. Oft muss man aber zu aller erst unterscheiden zwischen Verhalten, das sich für uns als Problem darstellt, für den Hund aber völlig normal ist und Verhalten, das unnormal ist und so zum Problem für Hund und Mensch wird.


Das Jagdverhalten zum Beispiel stellt für uns eine große Herausforderung dar, für Hunde ist es völlig normal und ursprünglich war es auch überlebensnotwendig. Dieses Verhalten ist genetisch fixiert und somit fest verankert.

Die Ursachen, warum ein Problemverhalten entsteht können ganz verschieden sein, so z.B.:


- die Nichterfüllung der elementaren Bedürfnisse des Hundes

- Stress

- Fehler in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund

- mangelnde Sozialisierung

- fehlende Sozialkontakte

- Frustration

- Unterforderung

- Überforderung

- Medizinische Ursachen

- Passung Mensch-Hund

- falsche oder unpassende Ernährung

- negative Erlebnisse

Als Hundetrainer bedient man sich einer Art Werkzeugkiste, in der man verschiedenste Trainingselemente bereithält und jeweils passend zum Mensch-Hund-Team und der Situation anwendet. So muss bei jedem Fall abgestimmt werden, welche Elemente gewählt werden.

Grundsätzlich gelten aber diese 5 Dinge:


1. Verhaltensanalyse

2. Verhalten verhindern

3. Verhalten unterbrechen

4. Alternative üben

5. Bedürfnisse befriedigen


Nach diesem Schema kann bei bei nahezu jedem Problemverhalten vorgehen, welche Motivationsmittel, Unterbrecher und Trainingselemente angewandt werden hängt aber natürlich immer vom Hund ab.

Beispiel:

Wir veranschaulichen das Ganze nun mal an einem Beispiel, das viele Hundebesitzer vielleicht bekannt vorkommt: Das Anspringen!

1. Verhaltensanalyse

Eigentlich ist es ja nett gemeint, der Hund möchte “Hallo” sagen, meistens ist das Anspringen also ein typisch hundliches Begrüßungsverhalten.

Manche Hunde springen aber auch am Menschen hoch, weil sie Stress haben und zu aufgeregt sind. Um Stress zu bewältigen, haben Hunde vier Mechanismen – die 4 Fs (fight, flight, freeze, fiddle) ins “Fiddlen” fallen. Fallen sie bei der Begrüßung ins Fiddlen, ”kaspern” sie herum, was häufig mit fröhlichem Spielverhalten verwechselt wird.

 

2. Verhalten verhindern / Management

 

Damit der Hund sich nicht im unerwünschten Verhalten übt muss es so gut es geht verhindert werden. In diesem Fall könnte man den Hund bei der Sichtung von Passanten anleinen oder ihn generell an einer Schleppleine führen. Auch sollte darauf geachtet werden, dass man nicht zu nahe an Passanten vorbei geht, dies würde den Hund anfangs zu sehr verlocken und evtl. erreicht er durch das Hüpfen auch sein Ziel.

 

3. Verhalten unterbrechen

 

Für einen Hund völlig normales Verhalten stellt für uns ein großes Problem dar. Und da hüpfen für viele Hunde selbstbelohnend ist, muss dieses Verhalten SOFORT, aber so sanft wie möglich unterbrochen werden.

Damit der Hund das Unterbrechungssignal positiv wahrnimmt, muss es zuerst, außerhalb vom Training konditioniert werden. Wir verwenden hierzu gerne den Geschirrgriff. Der Hund sollte dadurch sein bisheriges Verhalten unterbrechen und sich beruhigen.

 

Man kann auch in das Hochspringen hineinclickern und sobald der Hund mit allen 4 Pfoten wieder auf dem Boden steht ein zweites Mal clickern und sofort Leckerlie auf den Boden fallen lassen. Somit wird die Konzentration des Hundes auf den Boden gelenkt. Wichtig ist, dass nach dem Unterbrechen sofort ein Alternativverhalten folgt.

 

4. Alternativverhalten üben


Bestenfalls übt man am Anfang mit dem Hund außerhalb des "Abspringradius", das heißt, dass man eine so große Distanz zum Auslöser wählt, dass der Hund mit allen 4 Pfoten auf dem Boden bleibt und nicht zum Springen ansetzt. In dieser Situation kann man den Hund für richtiges Verhalten (also alle 4 Pfoten auf dem Boden) belohnen. Das wäre für den Hund eine gute Alternative. Aber auch ein Handtouch, ein Seitenwechsel o.ä. kann eine super Alternative zum Springen sein, weil der Hund sich bewegen kann. Wichtig hierbei ist aber, dass das Alternativverhalten zuerst ohne Ablenkung geübt wird und dann in den verschiedensten Situationen abgefragt wird.


Damit der Hund keine unerwünschte Verhaltenskette aufbaut (erst Anspringen, dann Alternativverhalten zeigen, dann Belohnung) ist es wichtig, diese Schritte genauestens zu beachten und das Verhalten so gut es geht zu vermeiden. Hier ist der Hundehalter gefragt und sollte konsequent und sehr aufmerksam trainieren.


5. Bedürfnisse befriedigen


Für viele Hunde ist die Begrüßung sehr wichtig. Damit der Hund unterscheiden kann, wann er begrüßen darf und wann nicht macht es Sinn ein Begrüßungsritual aufzubauen. So könnte der Hund z.B. ein Signal erhalten, wenn er zum Menschen gehen darf. Damit der Hund nicht springt könnte man dieses Ritual auch mit einem Alternativverhalten verbinden. So könnte der Hund auf ein bestimmtes Kommando hin zum Menschen gehen und die Hand anstupsen.