Kreativ belohnen


Ein Schlüsselthema rund um die Hundeerziehung ist die richtige Belohnung. Sie muss zum einen im richtigen Moment erfolgen, da Hunde über Verknüpfungen lernen und zum anderen muss die Belohnung der Situation angepasst sein und für den Hund auch als solche wahrgenommen werden.


"Strafen und Belohnungen werden vom Empfänger definiert.

Nicht vom Sender!"

(Karen Pryor)


Und genau da ist das Problem. Wie oft streicheln wir dem Hund über den Kopf um ihm zu sagen, dass er etwas toll gemacht hat und sehen dabei nicht, dass der Hund unentwegt beschwichtigendes Verhalten (s. Buch "Calming Signals") zeigt und sich versucht dieser vermeintlichen Belohnung zu entziehen? In diesem Moment, in dem wir den Hund eigentlich belohnen wollten, wurde er bestraft. Nicht mit Gewalt, aber er musste etwas für ihn Unangenehmes erdulden.

"Es ist gleichgültig, wie ich ein Kommando/Signal benenne.
Es ist aber nicht gleichgültig, wie ich das Kommando/Signal aufbaue
und/oder welche emotionale und/oder physische Empfindung das
Kommando/Signal bei meinem Gegenüber auslöst."

(Eva Zaugg)

Es kommt also darauf an, was der Hund in dem Moment, wenn wir ihn belohnen möchten auch tatsächlich als Belohnung empfindet!

Neben der Leckerliebelohnung gibt es aber noch unzählige weitere Möglichkeiten und diese sollten wir je nach Hund zumindest teilweise nutzen um die Belohnung vielfältig und kreativ zu gestalten:


    1. Leckerlie

    2. Wurfspiele

    3. Zerrspiele

    4. Rennspiele

    5. Umweltbelohnungen

    6. Belohnung über Sozialkontakte

    7. Berührungen

    8. Positiv verknüpfte Verhaltensweisen


1. Leckerlie

Für viele Hunde ist die Belohnung über Leckerlie ein wichtiges Motivationsmittel. Hunde tun nur das, was sich für sie lohnt. Wie jedes Säugetier wird er nichts tun, nur um einem anderen Lebewesen zu gefallen. Wer das behauptet, arbeitet mit Straf- und Schreckreizen, denn dann wird der Hund alles tun, um diesen Methoden aus dem Weg zu gehen. In Folge dessen scheint es so, als wolle der Hund gefallen. Allerdings schaffen physische und psychische Gewalt kein Vertrauen, sie verunsichern, geben dem hund keinen Halt und schafft keine gute Lernatmosphäre.

Die Belohnung über Leckerlie hingegen schafft Vertrauen, Spaß am Training und der Hund ist hochmotiviert. Warum also, sollen wir dieses Instrument nicht nutzen?

ABER: Leckerlie ist nicht gleich Leckerlie! Während der eine Hund die Hundekekse aus dem Fachhandel ganz toll findet, mag der andere lieber Wurst oder Käse, wieder ein anderer getrocknete Fleischstücke und wieder ein anderer Joghurt. Auch je nach Schwierigkeitsgrad muss Belohnung angepasst werden:


"Wenn unter schwierigen Bedingungen aus den leichtesten Übungen große Herausforderungen werden, müssen die Verstärker der Leistung angemessen sein!"

(Martina Schoppe)

Leckerlie stellen nur dann eine gute Belohnung dar, wenn der Hund sie in der Situation auch mag und gerne frisst. Auch hier sollte variiert werden.

Damit das Ganze aber nicht zu einem einzigen Bestechungsversuch wird, arbeiten wir über Clicker- / Markertraining. Der Hund lernt hierbei, dass dieses Clickgeräusch / Markerwort bedeutet, dass er genau in dem Moment etwas richtig gemacht hat und dafür seine Belohnung erhält. Vorteil von dieser Methode ist, dass der Hundehalter punktgenau belohnen kann und die eigentliche Belohnung erst NACH dem gewünschten Verhalten in Erscheinung tritt. Locken mit Leckerlie in der Hand ist somit nicht mehr nötig. Da das Augenmerk des Besitzers bei dieser Trainingsform auf das vom Hund positiv gezeigte Verhalten gelenkt wird, ist der Spaß am Training garantiert - für beide Seiten! (Mehr zum Thema Clickertraining im Blog!)

2. Wurfspiele

Stellen wir uns mal vor, der Hund hat ein Reh entdeckt und will hinterher rennen. Wenn wir dem Hund nun für das Rückrufkommando ein Leckerlie anbieten wägt er eventuell ab, ob es sich dann nicht mehr lohnt dem Reh hinterher zu rennen. Hetzen schüttet Glückshormone aus und für den Hund ist es schwierig das Hetzen zu unterbrechen, wenn wir ihm keine ausreichende Alternative anbieten. Und somit würde ich als Belohnung für das Rückrufkommando im Jagdersatztraining IMMER zu einem Wurfspiel als Belohnung greifen. Bei Hunden, die nicht sehr Spielzeugorientiert sind schafft oft ein mit Echtfell besetztes Spielzeug oder ein Fellstück abhilfe. Hier arbeiten wir natürlich auch über das Clicker- / Markertraining, d.h. in dem Moment, wenn der Hund das Kommendo befolgt ertönt der Click / das Markerwort und erst dann wird das Spielzeug geworfen!

3. Zerrspiele

Gerade bei Hunden, die Spielzeug sehr gerne haben ist dies eine tolle Variante um den Hund bei sich, aber mit Bewegung zu belohnen. Oft ist ein Zerrspiel eine tolle Möglichkeit, um den Hund nach einer Ruheübung wie Bleib zu bestätigen und ihm die Möglichkeit zu bieten, die angestaute Energie frei zu machen. Nebenbei stärkt es die Bindung und der Hund wird sich noch mehr am Besitzer orientieren. Wir empfehlen für das Zerrspiel ebenfalls das Markertraining zu verwenden oder zumindest ein Start- und Schlusswort, damit der Hund nicht schon während der Ruheübung zappelig wird.

4. Rennspiel

Viele Hunde lieben es mit dem Besitzer über die Wiesen zu toben und einfach mal Gas zu geben. Ähnlich wie bei den Zerrspielen kann dies ebenfalls eine tolle Möglichkeit nach Ruheübungen sein, aber auch bei Übungen mit Außenreizen. Hierbei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass man sich IMMER vom Auslöser weg bewegt!

5. Umweltbelohnungen

Leider wird diese Belohnungsvariante meist nicht beachtet oder unterschätzt. Denn sie bietet dem Hund eine tolle Bedürfnisbefriedigung und kann somit super als Belohnung eingesetzt werden - wenn sie richtig angewendet wird. Grundsätzlich ist all das Belohnung, was der Hund in dem Moment gerade tun möchte. Hat der Hund zum Beispiel eine tolle Schnüffelstelle entdeckt, der Besitzer gibt aber das Signal zur Umorientierung, kann der Hund bei Befolgung des Kommandos geclickt / gemarkert werden und dann zur Belohnung zum Schnüffeln geschickt werden. Das einzige, was dafür nötig ist, ist dass der Hund das Kommando für "Schnüffeln gehen" gelernt hat. Das ist recht simpel beizubringen und ist gleich zu setzen mit dem Vokabellernen: Immer wenn der Hund zu eine Schnüffelstelle geht gibt man das Kommando. Wenn der Hund schüffelt wird sofort geclickt und belohnt und bei ausreichender Wiederholung hat der Hund sehr sehr schnell gelernt, was das Kommando bedeutet.

Beispiele für Umweltbelohnungen:

- Schnüffeln gehen

- Buddeln

- Baden

- Beobachten

- Lauern

- Wälzen

- etc.

6. Belohnung über Sozialkontakte

Mit die wichtigste Belohnungsform, die aber ihre Tücken hat. Denn viel zu oft wird der Hund unbewusst oder ungewollt in seinem Verhalten bestätigt. Ein gutes Beispiel ist, wenn der Hund angeleint zu einem anderen Hund hinzieht. Wenn man sich hinziehen lässt hat man den Hund für das Hinziehen bestätigt - mit dem Sozialpartner.

Aber als Belohnungsform für tolles Verhalten ist das Hinschicken zum Spielkameraden einfach unersetzlich. Stellen Sie sich vor, ihr Hund hat einen anderen Hund von Weitem entdeckt und dreht sich zu Ihnen um. Diese Umorientierung könnten Sie mit einem Click markern und den Hund zur Belohnung zum anderen Hund schicken. Wichtig ist hierbei allerdings, dass der Sozialkontakt zu anderen Hunden auch eine Belohnung für den eigenen Hund darstellt. Viele Hunde sind auch glücklich ohne Sozialkontakte zu Artgenossen. Auch muss darauf geachtet werden, dass das Gegenüber damit einverstanden ist, dass man den Hund frei laufen lässt.

7. Berührungen

Für viele Hundehalter die Belohnung schlechthin, ist für die meisten Hunde eher unangenehm und auf dem Spaziergang und im Training schwer als Belohnung zu akzeptieren. Selbst wenn der hund allgemein sehr verschmust ist heißt das noch lange nicht, dass er Berührungen in allen Situationen gerne hat. Wenn man sich vorstellt, dass man am Schreibtisch bei der Arbeit sitzt, sich konzentrieren muss und von hinten dauernd einer kommt und einen umarmt oder streichelt kann man sich gut vorstellen wie sich Hunde dabei fühlen. Es gibt tatsächlich nur sehr wenige Hunde, die Berührungen im Training und auf dem  Spaziergang tatsächlich als Belohnung empfinden. Achten Sie deshalb bitte darauf, wie sich Ihr Hund verhält. Zeigt er Beschwichtigungssignale, versucht er sogar den Berührungen auszuweichen, dann sollten Sie diese Berührungen dringend einstellen. Vielleicht hat Ihr Hund aber auch eine ganz bestimmte Stelle, an der er es gerne hat gestreichelt zu werden. Dies gilt es herauszufinden.

8. Positiv verknüpfte Verhaltensweisen

Nun fragt man sich vielleicht, was das denn sein soll. Da unser training auf positiver verstärkung basiert haben Hunde extrem viel Spaß an den Kommandos, sie sind hochmotiviert und haben ebenfalls über Stimmungsübertragung gelernt, dass Training und Kommandos einfach Spaß bedeuten. Der Vorteil von der positiven Verstärkung und der Arbeit mit Markersignalen ist, dass der Hund die Signale mit Sicherheit und Spaß verknüpft. und genau das können wir nutzen. Einem meiner Hunde habe ich das Kommando "Winken" beigebracht. Das sah immer so nett aus, dass alle lachen mussten, die ihn dabei beobachtet haben. Natürlich habe ich ihn immer dafür belohnt, da es ein tolles Alternativverhalten zum Hochspringen war. Durch die regelmäßige belohnung und die Stimmungsübertragung freut er sich heute riesig, wenn ich ihm das Kommando "Winken" gebe ;-) Wenn er nun zu Fremden hingeht und nicht hochspringt kann ich ihn super mit dem Winken belohnen und ganz nebenbei muss jeder Fremde darüber lachen und gibt ihm wieder ein gutes Gefühl!

Und so kann man für jeden Hund eine passende Belohnung finden. Wichtig ist eben abzuwägen, wann man welche Belohnung einsetzt und darauf zu achten, dass keine Fehlverknüpfungen entstehen.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Ausprobieren und Üben mit eurem Vierbeiner!